Die Umverteilung des Drehimpulses ist der entscheidende Schlüssel für effizientes Fliegenwerfen. Im Jahre 2014 veröffentlichte ich unter Mitwirkung des Physikers Dr. Franz-Josef Schmitt meine Arbeit „Experimentelle Untersuchungen zur Biegung der Fliegenrute“, in der ich u.a. die Bedeutung des Drehimpulses für die Effizienz des Fliegenwurfes herausarbeite.
experimentelle_untersuchungen_biegung_fliegenrute-rev20-end-128cpDownload meiner Arbeit „Experimentelle Untersuchungen zur Biegung der Fliegenrute“. Here the english version could be downloaded.
Im Abschnitt F1 dieser Arbeit beschreibe ich den Einfluss des Drehimpulses wie folgt: „Aufgrund der zunehmenden Biegung der Fliegenrute verlässt der Drehpunkt der rotierenden Masse den Rutengriff und steigt in Richtung der Spitze empor. Dadurch erfährt die Spitze der Fliegenrute eine zusätzliche Beschleunigung, d.h. ihre Geschwindigkeit nimmt erheblich zu.“ Als 15. Feststellung meiner Arbeit formuliere ich: „Allein durch die Wirkung der Drehimpulserhaltung nimmt die horizontale Geschwindigkeit der Spitze der flexiblen Fliegenrute innerhalb der 40° bis 90° Position um den Faktor 2,57 und innerhalb der 90° bis 140° Position noch einmal um den Faktor 1,31 zu. Gerade während sich die Biegung aufbaut, wird die horizontale Geschwindigkeit deutlich gesteigert. Die Abnahme dieser Geschwindigkeit über den Weg der Rückstellung / Entladung auf den Faktor 0,30 wird durch die einsetzende Entspannung der Fliegenrute (Federwirkung) kompensiert“
Wichtig ist zu verstehen, dass eine nahezu unbiegsame Fliegenrute diesen Effekt der Umverteilung nicht zur Verfügung stellt, sondern nur die flexible. So schreibe ich: „Für die absolut steife Fliegenrute ergibt sich dieser Effekt des Drehimpulses nicht, weil sie sich nicht durchbiegt. Bei ihr verbleibt der Drehpunkt der rotierenden Masse im Rutengriff, er fällt mit dem Rotationspunkt im Rutengriff zusammen!“
Kurz nach der Veröffentlichung meiner Arbeit wurden die Ergebnisse als unzutreffend (ab post #44) eingeschätzt, weil das Wissen um die physikalischen Zusammenhänge, die beim Fliegenwurf wirken, bis dahin auf eindimensionalen Modellen beruhte („Harmonischer Oszillator“). Diese eindimensionalen Modelle berechneten Ergebnisse, welche der „Ladung“ bzw. Biegung der Fliegenrute eine nur sehr geringe Bedeutung zugestanden. Es wurde lange Zeit angenommen, dass genauere, zweidimensionale Modelle keine nennenswerten Abweichungen zu den Ergebnissen der eindimensionalen berechnen würden. Doch die Ergebnisse meiner Arbeit zeigten ganz eindeutig, dass es energetische Umverteilungsprozesse in der Fliegerute geben muss, die von eindimensionalen Modellen nicht erfasst werden können. Diese Umverteilungsprozesse sind denen, die in einer Peitsche stattfinden, sehr ähnlich. Das hat Franz-Josef im Anhang 3 meiner Arbeit sehr klar herausgearbeitet.
wandernder_drehpunkt_der_rotierenden_masse_als_kreismodellDownload Drehpunkt der rotierenden Masse (Peitscheneffekt). Here the englich version could be downloaded
Mit meiner Arbeit konnte ich aufzeigen, dass die flexible Fliegenrute in der Lage ist, kinetische Energie in ihre Spitze zu konzentrieren, sodass die Fliegenrute selbst einen Beitrag bei der Energieübertragung und damit zur Effizienz des Fliegenwurfes leisten kann. Denn meine Arbeit bildete – als weltweit vielleicht erste Arbeit überhaupt – den Fliegenwurf als zweidimensionales Modell ab. Da die Umverteilung des Drehimpulses zwar irgendwann nicht mehr geleugnet werden konnte, wurde schließlich ein zweidimensionales Modell entwickelt, welches im Jahre 2016 die Ergebnisse meiner Arbeit bestätigte.
Ich bin dankbar, dass ich etwas mehr Licht in die komplexen physikalischen Zusammenhänge des Fliegenwurfes bringen konnte.Heute besteht eher die Herausforderung, die physikalischen Zusammenhänge leicht verständlich wiederzugeben.
In mehreren meiner Videos habe ich die Wirkung des Drehimpulses dargestellt.
Wer noch tiefer in die physikalischen Zusammenhänge einsteigen möchte, für den mag mein letzter Aufsatz auf dem Jahre 2019 interressant sein, den ich allerdings nur auf englisch veröffentlich habe.
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